Der Nutzen des Benutzens und Benutzt-Werdens

Ich wurde heute auf ein Video aufmerksam, in dem die begnadete Sängerin Lauryn Hill aus Ihrem Herzen zu einem Raum voller Menschen sprach. Ein Satz sprang mich richtiggehend an: „In order to be used by God, you have to be really used“. Ins Deutsche kann man es in etwa so übertragen: „Wenn Du Gott zu Nutzen sein möchtest, so musst du Dich erst von ihm benutzen lassen.“

Was bedeutet das?

Wenn Du noch nie Farben sehen konntest, kannst Du anderen nicht darüber erzählen, wie es ist, Farben zu sehen, und wie welche Farbe auf Dich wirkt.

Wenn Du Dich aber wie Helen Keller für die Blinden einsetzen und ihnen dienen möchtest, dann hilft es immens, blind zu sein und somit Gott zu gestatten, Dich zu benutzen.

2016-03-02_Liebe wirkt am stärksten dort

Es ist mal wieder schön, wie Gott mich führt. Denn das Thema „Benutzen“ und „Benutzt werden“ kam in meinem persönlichen Leben in den letzten Tagen immer wieder auf unterschiedliche Art und Weise hoch.

In einem Gespräch mit meinem Partner wurde vor ein paar Tagen etwas in mir angetriggert, von dem ich zuerst nicht wusste, was es war. Ich war aber auf einmal stocksauer. Ich reflektierte vor dem Schlafengehen darüber und mir fiel auf, dass das, was gesagt wurde, mich an etwas erinnerte, was mir in einer früheren Beziehung regelmäßig widerfuhr, und was dazu führte, dass ich mich von dieser Person benutzt fühlte. Noch nicht einmal so sehr bewusst. Aber das Verhalten hinterließ einen immer schaler werdenden Nachgeschmack.

Nachdem ich eine Nacht drüber schlief, wurde mir noch mehr bewusst, nämlich u. a., dass dieses Verhalten dazu führte, dass ich mich immer kleiner und „unwürdiger“ fühlte, immer weniger „liebens-wert“. Gott sei Dank (und ich danke ihm wirklich täglich u. a. genau dafür), führen mein Partner und ich eine Beziehung, in der wir offen über alles reden können, da wir wissen, dass unausgesprochene Worte nur dazu führen, dass sie im Dunklen gären. Dadurch, dass wir darüber gesprochen haben, versteht er nun meine erste Reaktion und ich bin dadurch meiner Selbst wieder bewusster.

Ich sprach darüber auch mit meiner Freundin. Wir zwei komplimentieren uns wunderbar und sie ist selber auch sehr intuitiv und sieht Sachen und Zusammenhänge, die ich nicht selber sehe, und umgekehrt ist es genauso. Als ich ihr davon erzählte, sagte sie: „Du weißt aber auch, dass das vielleicht Deine Reaktion angetriggert hat, aber die Ursache dafür liegt noch viel weiter zurück, gell? Es ist der kleinen, dreijährigen Iris widerfahren.“

Ich stöhnte und lachte mehr oder weniger gleichzeitig, denn die arme Kleine hat ganz viel mitgemacht, und ich hatte eigentlich gedacht, dass ich mir schon alles angesehen hätte, was der Kleinen damals wiederfuhr. Aber scheinbar nicht. Aber ihr geht es definitiv besser, denn obwohl mir die Tränen schon quasi hinter den Augen brannten, war der Impuls zu lachen viel größer, denn ich spürte ihre Lockerheit mit der sie mir einfach zeigen wollte: „Duuuu, schaust Du da bitte auch noch hin? Da zwickt noch was.“

Ich weiß jetzt, dass die Kleine noch einige Baustellen hat, die nach und nach hochkommen werden, und die ich dann in die Heilung bringen kann. Aber ich bin glücklich darüber, dass ich diesen Aspekt mit Hilfe der Einhandrutentechnik und dem Heilen mit Symbolen erfolgreich als „Erledigt“ loslassen kann.

Die kleine Iris wurde von meinem Großvater sexuell missbraucht. Es fing an, als sie drei Jahre alt war und endete mit dem Wegzug aus Duisburg, als ich sechs war. Ich hatte es sehr geschickt verdrängt. So gut, dass ich mich an kaum eine Begebenheit aus meiner Kindheit oder Jugend erinnern konnte. Die Erinnerungen fingen erst an dem Tag wieder an, an dem meine Mutter vom Tod ihres Vaters erfuhr. Diese Szene hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt und erst seit kurzem weiß ich, warum.

Und erst jetzt, während ich diese Worte niederschreibe, geht mir auf, warum ich mich an recht viele andere Begebenheiten in meinem Leben nicht oder nicht gut erinnern kann: So bin ich mit tiefem Scherz umgegangen. Das Verdrängen von Schmerz ging so in Fleisch und Blut über. Was aber nicht bedeutet, dass Schmerz der alleinige Grund für mein Vergessen ist. 🙂

Ich habe meinem Opa und dem Rest der Familie, die mir eigentlich hätte zu Hilfe kommen können/sollen, vergeben. Ich weiß, dass mein Opa durch den 2. Weltkrieg ein ganz schweres Schicksal trug und das Beste tat, zu dem er in der Lage war.

Nein, ich sage nicht, dass es gut war, dass er mich vergewaltigt hat. Ich habe ihm verziehen, aber heiße das Verhalten nicht gut. Ich weiß, dass jeder Mensch immer das Beste tut, wozu er in jedem einzelnen Augenblick in der Lage ist. Wir wissen nicht, wie wir reagieren würden, wenn wir genau das Schicksal erfahren hätten, das die Menschen durchleben mussten, die Gewalt in jeglicher Form ausüben. Denn sei gewiss: Auch Ihnen wurde Gewalt angetan. Hass bringt wieder Hass hervor. Nur mit Liebe hat man die Möglichkeit, den Hass zu wandeln.

Und da ist der Brückenschlag zum Benutzt-werden durch Gott:

Liebe wirkt am stärksten dort, wo Hass seinesgleichen sucht. Das heißt, man muss in eine Situation kommen, in der ein möglicher Weg der Hass ist – und sich dann für die Liebe entscheiden, damit Gottes Liebe so richtig zur Wirkung kommen kann.

Und Gott dankt es immer auf vielfältige Weise. Heute zum Beispiel hatten die kleine Iris und ich ganz viel Spaß, als wir ganz viel freie Fläche beim Einkaufen nutzten, um quer durch das Einkaufszentrum mit dem Einkaufswagen als Fortbewegungsmittel zu pesen (jagen). Was wiederum wieder das Lächeln in die Gesichter meiner Mitmenschen zauberte. Herrlich! 🙂

Spread the word. Share this post!

Leave A Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.