Ich war die letzte Zeit recht ruhig. Zumindest nach außen hin. In den letzten 10 Tagen ist viel geschehen. So viel, dass ich die letzten zwei Tage eine Mini-Auszeit nahm. Ich tat mal nichts. Oder quasi nichts. Ich war einfach. Und habe geschlafen. Viel geschlafen. Aber beginnen wir mit Christi Himmelfahrt.
An dem Tag begann der vierte Block meiner Ausbildung in heimischer Ethnomedizin bei Phytaro in Dortmund. Der Zusammenhalt unserer Ausbildungsgruppe, die Verbundenheit, wird immer stärker. Es ist wirklich wunderschön und stärkend. Wie immer begannen wir mit anderthalb Tagen Theorie, die aber von Pit Germann sehr kurzweilig dargebracht wurden. Der Wettergott war uns auch hold, so dass wir in den Pausen viel Zeit im liebevoll und fachkundig angelegten Garten verbringen konnten.
Ich ahnte zu dem Zeitpunkt noch nicht, wie nahe mir der Praxisteil gehen würde.
Im Praxisteil ging es ums Böten/Besprechen und er endete damit, dass wir am Sonntag ins Böten eingeweiht wurden und auch selber böteten. Ich hatte vorher nur vom Besprechen von Warzen gehört, mich mit dem Thema aber nicht näher befasst. Unsere Lehrerin war und ist Böting-Meisterin Xenia Fitzner.
Ich glaube nicht, dass ich in Worte packen kann, was Böten für mich bedeutet. Es war wie ein Nach-Hause-Kommen, wie ein Wieder-Erkennen nach langer Zeit. Es fühlt sich so natürlich an. Ich weiß, dass dies nicht mein erstes Leben ist, in dem ich in diese Heilweise eingeweiht wurde und sie praktiziere. Es verbindet so viele Elemente, die sowieso schon Teil meines Wirkens und Seins sind: die Verbindung zur geistigen Welt, Energiearbeit, Rituale und natürlich die mächtige Präsenz und Kraft der Worte. Mir ist, als hätte ich während der letzten anderthalb Jahre Puzzlesteine gesammelt, die auf einmal ein Bild ergeben.
Ich stehe in Ehrfurcht vor der Führung, die ich erleben durfte und erleben darf. Kein Ereignis in meinem Leben war umsonst. Alles führte mich immer wieder einen Schritt näher an meine Bestimmung. Und ich weiß noch gar nicht, wo der Weg mich noch hinführen wird. Ich weiß, dass ich erst am Anfang des Weges stehe. Okay, mir wird gerade „von oben“ gesagt, dass „Anfang“ so nicht richtig sei und ich solle das doch bitte genauer formulieren. 🙂 Okay, ich bin am Anfang des Weges, auf dem ich mehr und mehr das tue, wozu ich hier auf Erden bin. Es gibt noch ganz viele andere Puzzlesteine, die ich noch sammeln darf, und noch andere Bilder, die daraus entstehen werden, und ich bin voller Vorfreude, diese Teile und Bilder zu entdecken.
Von dieser Erfahrung und der Verbundenheit innerhalb der Gruppe beseelt, verabschiedete ich mich am Sonntag von allen und wurde recht unsanft wieder ins tägliche Leben zurückgeholt.
Ich hatte meine zweitälteste Tochter gebeten, von Sonntag Abend bis Mittwoch bei mir zu sein, da ich am Dienstag eine ambulante Schiel-OP vor mir hatte und Hilfe brauchte. Sie hatte sich auch dazu bereit erklärt und ich holte sie nach der Ausbildung am Sonntagabend ab.
Tja, und dann … Keine Ahnung, wie ich das beschreiben soll. Ich habe mich in den letzten Jahren stark verändert, vor allem während des letzten Jahres. Ich habe den Weg zu mir eingeschlagen und gehe ihn immer bewusster und liebevoller. Als vierfache Mutter bringt das auch in der Beziehung zu meinen Töchtern einige Veränderungen mit sich. Vieles wurde und wird von ihnen nicht verstanden und sie begegneten – und begegnen – mir oft mit Unverständnis. „Wir kennen Dich nicht mehr, wir wissen nicht, wer Du bist.“ war noch das „Harmloseste“, was ich zu hören bekam. Egoismus wurde mir vorgeworfen, und eine meinte, ich gehöre doch eingewiesen.
Ja, es ist nicht immer einfach. Weder für mich, noch für sie. Aber ich bleibe auf meinem Weg und stehe weiterhin für das gerade, was mich ausmacht.
So kam es am Sonntagabend dazu, dass ich nach nur 5 Kilometern von der Autobahn abfuhr, meine Tochter wieder auslud und mit einem schnippischen „Schönen Muttertag noch!“ im Ohr nach Hause fuhr.
Ja, das berührte mich. Ich hätte sehr gerne ein enges Verhältnis mit meinen Töchtern. Meine älteste Tochter schickte mir eine WhatsApp-Nachricht mit „Alles Gute zum Muttertag“, Tochter Nummer zwei hatte ich gerade zu Hause abgesetzt, Tochter Nummer vier hatte sich gar nicht gemeldet. Echt klasse. Tolle Mutter. Das waren zumindest die ersten inneren Reaktionen auf dem Weg nach Hause. Ich hatte aber über eine Stunde Zeit, nachzudenken. Und das war gut so. So konnte ich mich wieder sortieren und auf mich besinnen.
Ich habe ein Anrecht, mein Leben zu leben. Meine Töchter sind alle ausgezogen und leben ihr eigenes Leben. Ja, ich möchte gerne ein besseres Verhältnis zu allen Töchtern, aber nicht zu Lasten meiner Integrität und nicht, wenn der Preis die Aufgabe meiner Seele ist. Ich liebe jede einzelne meiner Töchter. Und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir uns eines Tages in gegenseitigem Respekt begegnen können; dass ich ihnen mit meiner bedingungslosen Liebe zu mir selber zeige, dass dies der Weg ist; dass sie sehen, dass man sich nicht selber aufgeben darf, um die Erwartungen anderer zu stillen, selbst, wenn es die eigenen Kinder sind. Gibt man sich selber auf, fängt die Seele an zu verfaulen.
Zu Hause angekommen wartete meine zweitjüngste Tochter darauf, dass ich sie nach Hause fahre. Sie passte auf die Hunde auf. Sie und ich verstehen uns zur Zeit am besten. Jede lässt die andere sie selber sein und nimmt sie, wie sie ist. Dafür bin ich sehr dankbar, denn das zeigt mir, dass der Weg, auf dem ich mich befinde, der richtige ist.
Dienstag war die OP, die reibungslos verlief. Es gab vieles, wofür ich an diesem Tag dankbar war, und eines, was mich sehr bewegte: der Moment, kurz bevor ich in den OP-Saal geschoben wurde. Ich wartete darauf, dass es los geht. Auf einmal nahm ich die Energie der Teilnehmer meiner Ethnogruppe wahr, sah sie im Kreis um mich herum stehen und tönen. Ich fühlte mich von ihrer Energie, ihrem Beistand und ihrer Liebe wunderbar getragen und aufgehoben. Es war unbeschreiblich. Ich bedankte mich auch direkt lächelnd bei meiner inneren Führung, die mir als Wort des Tages für diesen Tag „Getragen“ durchgab. Ich spürte in der Tat tiefen Frieden im Herzen.