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Selbstliebe

Das letzte Jahr brachte sehr viele Veränderungen in mein Leben. Im Dezember war ich nicht mehr die Frau, die das Jahr im Januar begonnen hatte. Nicht, dass ich es mir im Januar hätte träumen lassen. Ging gar nicht, ich konnte mir diese Veränderungen gar nicht vorstellen, weil ich nicht wusste, dass all das, was geschehen war, möglich war.

In Retrospektive betrachtet, waren diese Veränderungen nur möglich, weil ich mich verändert habe.

Weil ich mich dem Leben und der Liebe öffnete. Weil ich sagte: So will ich nicht mehr, ich will frei sein, ich will das Alte loslassen – und dann auch Schritte unternahm, um das umzusetzen. Seitdem habe ich mich mehr und mehr kennen- und lieben gelernt.

Nicht nur, dass ich die Frau, die mich morgens im Spiegel anschaut, gerne sehe und sie mir immer wieder ein Lächeln auf mein Gesicht zaubert – auch, wenn ich krank bin, mir die Haare zu Berge stehen und sich die Augenränder scheinbar über Nacht vermehrt haben.

Ich liebe diese Frau im Spiegel und habe eine Achtung vor ihr gewonnen, die ich vorher nicht verspürte. Und ich merke jetzt erst, beim Schreiben dieser Worte, dass ich wirklich Achtung vor mir habe.

Achtung und Dankbarkeit für mein Leben. Für all das, was ich erlebt habe. Für all die Fehler, die ich gemacht habe; für all die Liebe, die ich fühle, für mich und andere; für meine Zuversicht, mein Vertrauen, meine Anpassungsfähigkeit, meine Werte, für all das, was ich gelernt habe; für meine Offenheit mir selber, anderen und dem Leben im Allgemeinen gegenüber; für meinen Sinn für Humor; dafür, dass ich mein inneres Kind wiedergefunden habe und sie immer wieder an die Hand nehme, bzw. mich von ihr an die Hand nehmen lasse, und mit ihr die Leichtigkeit des Lebens feiere; für meinen Mut, mich zu zeigen; für meinen Mut, mich der Liebe geöffnet zu haben und mich ihr immer wieder zu öffnen …

Du siehst, da ist eine tiefe Liebe zu dieser Frau, die mich aus dem Spiegel heraus liebevoll betrachtet. Diese Liebe habe ich vor einem Jahr noch nicht gespürt.

Ich bin da auch nicht alleine hingekommen. Ich habe mich im Dezember 2013 dazu entschlossen, dem Living Master Club beizutreten – einer Online-Community, die im Jahr vorher von Veit Lindau ins Leben gerufen wurde. (Diese Community gibt es immer noch, sie heißt mittlerweile Human Trust und ich gehöre ihr auch immer noch an). In dieser Community gibt es auch verschiedene Regionalgruppen, so dass man sich einmal im Monat trifft. Bei diesen Treffen habe ich Menschen kennengelernt, die aktiv dabei mithalfen, den Weg zu mir selber zu beschreiten und auch bei mir anzukommen. Mir kommt in dem Zusammenhang gerade das afrikanische Sprichwort: „It takes a village to raise a child.“ in den Sinn: Um ein Kind groß zu kriegen, braucht man die Hilfe eines ganzen Dorfes. Ein gazes Dorf begleitet ein Kind auf dem Weg zu sich selber, bis es auf eigenen Füßen stehen könnte – aber nicht muss, denn in der Gemeinschaft liegt Kraft. Das trifft auch auf meinen Weg zu mir zu. Ich brauchte – und brauche – diese Gemeinschaft liebevoller Menschen, die mich dabei unterstützt, meinen Weg zu mir selber zu finden und zu beschreiten. Ihr Liebe und ihre Freundschaft bereichern mein Leben jeden Tag aufs Neue.

Ich fand meine Familie in England, mit der ich noch nie Kontakt hatte und dadurch auch meinen Vater wieder, von dem ich dachte, er sei gestorben, und mit dem ich über 30 Jahre lang keinen Kontakt hatte. Durch ihn darf ich jetzt noch Vaterliebe empfinden.

Als weiteren Dank vom Universum, dass ich mich auf den Weg zu mir selber gemacht habe, erhielt ich zusätzlich noch einen Mann an meine Seite, mit dem ich einen weiteren Aspekt der Liebe entdecken und genießen darf.

Dieser Weg, den ich beschreite, dieser Weg zu mir selber, erinnert mich an den Gang auf dem Labyrinth.

Labyrinth_Chartres

 

In der Mitte anzukommen ist die Belohnung.

Auf dem Weg in die Mitte lerne ich immer mehr davon, wer ich wirklich bin. Was mich ausmacht. Was ich mag, was ich nicht mag. Ich lasse auch immer mehr los, denn der Weg ist lang und eng und windet sich immer wieder. Ich treffe immer wieder auf alte Sachen, altes Gepäck, das manchmal den weiteren Gang ein wenig erschwert, bis ich merke, dass ich das ja gar nicht mit mir mitschleppen muss, sondern ich kann es loslassen. Eine jede solcher Erkenntnis ist immer wieder ein Wendepunkt – in meinem Leben wie auch in diesem Labyrinth – die Richtung ändert sich wieder.

Erkenne dich für die Frau/den Mann an, die/der Du bist. Erkenne Deinen Weg an, den bereits zurückgelegten, wie auch den, der noch vor Dir liegt. Erkenne Deine Großartigkeit an, Deine Stärke, Deinen Mut. Deine Liebe, Deine Angst, Deine Zuversicht, Deine Schwächen, Deine Stärken, Deine Leidensfähigkeit, Deine Liebesfähigkeit, Deine Zähigkeit, Deine Verletzlichkeit. Erkenne Dich an. Du bist genau richtig so, wie Du bist. Und ich liebe Dich.

Ent-täusche Dich und andere

 

Heute war ich viel im Austausch mit ganz vielen, besonderen Frauen. Mehr als sonst. Und ich merkte, wie jedes Gespräch mehr oder weniger auf das vorherige Gespräch aufbaute, es war sehr faszinierend.

Was diese Gespräche verdeutlichten, war der Umstand, dass wir alle momentan im selben Prozess stecken. Der Prozess selber sieht bei jeder anders aus, er nimmt bei jeder andere Formen an, aber wir werden gerade alle vorbereitet, bzw. die Vorbereitungszeit wird abgeschlossen.

Alle starken Frauen, mit denen ich heute in Kontakt war, sind krank. Jede hat etwas anderes. Jede wurde dadurch aber entschleunigt und hat so die Gelegenheit erhalten, zur Ruhe zu kommen, um ihr Leben von einem anderen Blickwinkel aus zu sehen, um sich und ihr Leben in einem ganz anderen Licht zu sehen, als sie es bislang tat.

Bei jedem Gespräch merkte ich, dass sich der Blickwinkel aber erst im Gespräch mit anderen änderte, weil wir ja gewohnt sind, in unseren normalen Bahnen zu denken. Die Spuren dort sind schon ganz ausgelatscht und so tief, dass man nur mit Hilfe von anderen aus den alten Denkmustern rauskommt.

Jede steht vor irgendeiner Herausforderung. Und bei jeder hat diese Herausforderung ultimativ damit zu tun, sich selber anzuerkennen.

Ihre eigene Größe zu sehen.

Ohne Scham.

Ohne sich selber kleinzureden.

Ohne die Stimmen anderer, die sie kleinredeten.

Bei jeder geht es darum, Altes loszulassen, sich umzudrehen, und mit freudigem Blick und ebensolcher Erwartung ihrer Bestimmung entgegenzugehen.

Wie das geht? Einfach. Wie alles einfach ist – wenn Du es geschehen lässt.

Bislang unterliegst Du immer noch einer Täuschung. Tief drinnen denkst Du, Du bist es nicht wert. Du musst das tun, was andere von Dir erwarten. Sei es Mann, Kinder, Eltern, Kollegen, Freunde, Verwandte, wer auch immer. Alle erwarten etwas von Dir. Deine Aufgabe ist es, dass Du ihre Erwartungen erfüllst.

Du täuscht Dich.

Deine Aufgabe ist es, Deine Erwartungen zu erfüllen.

Du bist hier, um Dein Leben zu leben, und zwar so, wie Du es willst. Du sollst nicht als Marionette Deines eigenen Lebens fungieren, während Mann, Kinder, Eltern, Kollegen, Freunde, und, und, und die Strippen ziehen. Du bist keine Marionette. Du bist ein lebendiges Wesen, das herkam, um sein Leben zu leben.

Befreie Dich von dieser Täuschung. Sei Du selbst. Sei authentisch. Dazu gehört auch, dass Du weder Dich noch andere täuscht. Wenn Du es bislang getan hast, wird es Zeit, dass Du Dich und andere ent-täuschst. Höchste Zeit!

Ich habe heute Dank meiner Freundinnen erkannt, dass ich noch an den Fäden der Puppe hing, die meine Mutter erschuf. Das tat sie nicht aus Bosheit, ganz im Gegenteil. Sie wollte uns schützen und wollte, dass wir stets mit offenen Augen durchs Leben gehen, damit uns andere nicht wehtun können. Dass es ihr Lösungsansatz war, der u. a. dazu führte, dass ich mich selber bis heute klein hielt, war nicht Zeil ihres Blickwinkels. Aber dadurch habe ich mich bis heute tief im Innern als „Schmuddelkind“ gesehen. Als minderwertig und deswegen nicht liebenswert. Ich dachte, dass man sich mit mir nur aus Mitleid abgibt, dass ich nichts zu bieten habe. Dass ich die Aufmerksamkeit anderer nicht verdiene, geschweige ihre Liebe und/oder Anerkennung.

Diese Gedanken kamen mir in den letzten zwei Jahren immer wieder mal hoch. Ich schaute sie mir kurz an, weinte, machte mich dann wegen Selbstmitleid noch ein bissl mehr nieder und stopfte sie dann wieder eifrig in das Loch, aus dem sie gekrochen kamen.

Heute kamen sie wieder hoch. Aber durch die quasi aufeinander aufbauenden Gespräche, die ich heute mit einigen megatollen Frauen führte, wusste ich auf einmal, dass dieses Thema das ist, was ich anschauen muss. Das, was mich zurückhält, weil ich es nie beleuchtet habe. Dass ich es loslassen muss, um weitergehen zu können. Dass ich das jetzt viel zu lange mit mir mitgeschleppt habe, und dass dies der Stein ist, der den Schmetterling in mir daran hindert, abzuheben.

So fragte ich intuitiv meine Freundin, was ich tun kann, um das loslassen zu können. Sie entgegnete: „Tja, das ist ja die Vergangenheit, das stimmt ja gar nicht. Dreh Dich einfach um und wende Dich Deinem Leben zu.“

So einfach?

Und da kamen mir meine eigenen Worte in den Sinn, die ich kurz vorher einer anderen Freundin mit auf den Weg gab: spielerische Leichtigkeit und Freude. Und in dem Moment sah ich mich, wie ich das Thema „Schmuddelkinder“ in Form eines roten Luftballons in den Himmel entließ. Ich sah, wie dieser Ballon in den Himmel aufstieg. Das Band, an dem ich es bislang festhielt, flatterte im Wind. Und ich überantwortete das Thema und alle negativen Gefühle, und alles, was mich zurückhielt, Gott. Auf dass er es auflösen möge. Dann drehte ich mich im Geiste um und ging meiner Bestimmung entgegen.

Es war ganz einfach. Und befreiend. Und leicht. Und spielerisch.

2014-11-18 18.56.42